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Ein kritischer Blick auf die Nächtigungsstatistik

 

 

Die Österreich Werbung (ÖW) hat die Nächtigungsstatistik für den August 2023 veröffentlicht und titelt: „Bisherige Sommersaison 2023 mit 59,9 Mio. Nächtigungen um +3,6% über der Vorjahresperiode und +1,6% über Vorpandemieniveau“. Klingt nach einem Grund zum Jubel, oder? Doch wie so oft liegt der Teufel im Detail.

 

 

Die Sterne fallen vom Himmel

Während die Gesamtzahlen positiv erscheinen, zeigt ein Blick auf die Sterne-Hotellerie ein anderes Bild (im Vergleich zu August 2019):

  • 5/4-Stern-Hotels: -2,9% (-182.000 Nächtigungen)
  • 3-Stern-Hotels: -8,4% (-327.000 Nächtigungen)
  • 2/1-Stern-Hotels: -6,9% (-90.000 Nächtigungen)

Weniger Nächte und das bei noch mehr Betten

Wir haben etwas näher hingeschaut: In der 4/5-Sterne-Hotellerie gab es im Sommer rund 10.000 Betten mehr als 2019. Das ergibt potenziell 300.000 mehr Betten-Nächtigungen. Trotzdem fehlen uns 182.000 Nächtigungen in absoluten Zahlen. Die Auslastung? Leider ein klarer Dämpfer.

Von Hotels zu Apartments: Die Verschiebung im Übernachtungsmarkt?

Wieder im Vergleich zu August 2019 zeigt sich bei den Ferienwohnungen ein anderes Bild:

  • Gewerbliche Ferienwohnungen: +41,2% (+748.000 Nächtigungen)
  • Private Ferienhäuser/-wohnungen: +5,7% (+149.000 Nächtigungen)

Bettenboom und Auslastung

Im Segment der gewerblichen Ferienwohnungen gab es im Sommer etwa 30.000 mehr Betten als 2019. Das ergibt für den Monat August rund 930.000 potenzielle zusätzliche Betten-Nächtigungen. Tatsächlich verzeichnete dieses Segment rund 748.000 mehr Nächtigungen – das entspricht einer Auslastung von etwa 80% für diese zusätzlichen Betten. Diese hohe Auslastung zeigt, dass die Nachfrage in diesem Segment stark ist, während die traditionelle Hotellerie eher schwächelt.

Fazit: Zeit für Reflexion und Innovation

Die Statistik klärt nicht, ob es sich um Abwanderung von der Hotellerie oder neu gewonnene Gästeschichten handelt. So oder so muss die Hotellerie über veränderte Gästebedürfnisse nachdenken. Brauche ich mehr Gäste, stellt sich die Frage, ob die Mehrleistungen eines Hotels noch mehrheitlich gewollt und auch bezahlt werden? Sind die Gäste noch bereit, 60-70 Euro für die Halbpension zu investieren und sich 5 Gänge servieren zu lassen, die abends für viele bereits zu üppig sind? Oder könnte ein Baukastensystem für Leistungen die Lösung sein?

Kosten, Preise, Auslastung: Die Dreifaltigkeit der Betriebswirtschaft

Das Spiel heißt Auslastung mal Preis. Selbst wenn die Preise nochmals angehoben werden, wird das die gesunkene Auslastung ausgleichen? (Und wir wissen, dass die Preisakzeptanz der Gäste in vielen Regionen und Hotels bereits mit den letzten Erhöhungen erreicht wurde.) Hinzu kommen gestiegene Kosten in Energie, WES, Mitarbeiter, Zinsen usw.

Die Statistik ist wie ein Spiegel, der nicht lügt, aber auch nicht die ganze Wahrheit erzählt. Sie ist ein Werkzeug, das uns hilft, Fragen zu stellen, die wir vielleicht nicht stellen wollen, aber stellen müssen. Und das ist der erste Schritt zur Veränderung.

Die Botschaft ist klar: Wieder einmal heißt es, alle Spielregeln des Marketings und Controllings als oberste Aufgabe sehen!